Jubiläumsfahrt

Da soll doch einer mal behaupten, dass sich Laster und Verbrechen nicht lohnen würden! So fanden sich auf der diesjährigen Etappenfahrt des RTC Mehlem wieder zahlreiche Hinweise auf einen gewissen Johannes Bückler, einem der gefürchtetsten Verbrecher des späten 18. Jahrhunderts und einem der ersten Intensivtäter überhaupt. Besser bekannt dürfte er den meisten Zeitgenossen jedoch unter der Bezeichnung „Schinderhannes“ sein. Trotz seiner zahlreichen Gräueltaten werden heute zahlreiche Hotels, Restaurants und sogar ein hervorragender Fahrradweg, den auch die RTC-ler befahren haben, nach ihm benannt. Aber dazu später mehr.

Wie üblich, trafen sich auch dieses Jahr wieder zehn Mitglieder des RTC Mehlem bei herrlichem Sonnenschein zu ihrer jährlichen Etappenfahrt. Dieses Jahr stand nach einigen Jahren wieder der Hunsrück auf dem Programm. Am ersten Tag führte die Strecke durch die Osteifel über Mendig und Ochtendung hinunter nach Kobern-Gondorf an der Mosel. Nach ein paar Kilometern am Moselufer entlang folgte auf dem gegenüberliegenden Moselufer ab Brodenbach der harte Aufstieg (stellenweise längere Stücke mit mehr als 13 % Steigung) auf das Plateau des Hunsrücks. Oben angekommen waren nur noch einige Kilometer durch Buchholz nach Emmelshausen zurückzulegen, wo das Standorthotel (Hotel Waldfrieden) bezogen werden konnte. Nach einem köstlichen Abendessen (hier kocht die Chefin noch persönlich!) waren die Strapazen des Tages schnell vergessen. Zudem wurde an diesem Abend noch die Tatsache, dass es sich bei der diesjährigen Etappenfahrt um die zehnte ihrer Art handelte, ausgiebig gefeiert und in Erinnerungen geschwelgt.

Am Samstag ging es von Emmelshausen erst einmal steil bergab. Die mühsam erkämpften Höhenmeter des Vortags wurden innerhalb einer knappen halben Stunde wieder aufgegeben. Dieses Mal lag jedoch nicht die Mosel am Fuße des Mittelgebirges, sondern der Rhein. Von Sankt Goar aus folgten die Radler dem Rhein-Radweg, der durch das UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ führt, vorbei an dem sagenumwobenen Loreleyfelsen, der mittelalterlichen Kaiserpfalz im Rhein vor Kaub und weiter bis nach Bacharach. Nach einer kleinen Stadtführung von Peter Kreiser, einem im Hunsrück lebenden befreundeten Mitfahrer, musste erneut wieder die Höhe des Hunsrücks erklommen werden. Dort angekommen, verlief die Strecke über sehr gut ausgebaute und verkehrsarme kleine Straßen und durch wunderschöne Landschaften mit grandiosen Fernblicken bis nach Kastellaun. Nach einer kurzen Pause dort wurde der bereits erwähnte „Schinderhannes-Radweg“ zur Rückfahrt nach Emmelshausen befahren. Bei diesem handelt es sich um eine ehemalige Eisenbahnstrecke, die zu einem perfekten Radweg umgebaut wurde. Nach einem erneut hervorragenden Abendessen im Hotel wurde mit ein wenig Wehmut realisiert, dass am folgenden Tag bereits die Heimfahrt wieder anstand.

Sonntag hatte Petrus wieder einmal ein großes Herz für die RTC-ler bewiesen. Bei strahlendem Sonnenschein wurde Abschied von Emmelshausen genommen. Nach einer steilen Abfahrt nach Brodenbach an der Mosel führte die Strecke am gegenüberliegenden Moselufer nach Hatzenport und von dort durch das malerische Schrumpftal (bekannt für die vielen alten Mühlen und die dort lebenden Feuersalamander) nach Münstermaifeld. Nach ein paar Kilometern über den ebenfalls perfekt ausgebauten „Maifeldradweg“ (ebenfalls eine alte Eisenbahnstrecke) wurde im Biergarten des liebevoll restaurierten ehemaligen Bahnhofs Polch Mittagspause gemacht. Danach ging es über Mendig, Wehr, Niederzissen nach Sinzig. Von dort waren nur noch einige wenige Kilometer am Rhein entlang bis nach Remagen zurückzulegen. Im Biergarten des dortigen Brauhauses wurde bei einem erfrischenden, kühlen Getränk die Tour offiziell beendet. Viel zu schnell sind wieder einmal drei schöne Tage im Sattel zu Ende gegangen. Jetzt freuen sich wieder alle Teilnehmer auf die nächstjährige Tour. Mal sehen, welches Ziel dann angesteuert wird.

Text und Fotos: Michael Truckenbrodt

P.S.:

Leider konnte unsere „Vereinsfotografin“ Angela Schmilewski an der diesjährigen Tour nicht teilnehmen. Umso mehr möchte ich mich auf diesem Wege aber bei ihr für das liebevoll von ihr gestaltete Fotobuch bedanken, das sie anlässlich des 10. Jubiläums der Etappenfahrt in mühevoller Arbeit gestaltet hat und das mir am ersten Tag der Etappenfahrt überreicht wurde. Hier hat sie sehr viele schöne Bilder von allen zehn Etappenfahrten zusammengestellt. Ein wundervolles Erinnerungswerk, das immer wieder gerne ansehe.

Wie gesagt: „Ganz herzlichen Dank dafür!“

Michael Truckenbrodt